Bericht Göpf Streuli

In Homberg im Dezember 1979 GMS Mississippi übernommen. Dieses Schiff gehört zur Serie der 10 „Strom“-Schiffe. (Orinoko, Ganges, Zambesi, Kongo, Parana...) Mississippi ist gleich alt wie die Gamperdona, doch moderner ausgerüstet, so zum Schieben eingerichtet mit Schubhörnern, Radar, elektr. Ruder, Telefon, Rollluken.Ich hatte eine viel grössere Wohnung. Diese war hinten zweistöckig. Da wohnte der Steuermann mit seiner Familie. Und ich hatte unten noch ein Kinder-Passagierzimmer. Ich nahm gerne Menschen als Passagiere mit, schon auf Gamperdona. Mein Gästebuch ist mehrere cm dick. Die Menschen kamen aus meinem Verwandten- und Bekanntenkreis, oft kamen Anfragen vom Reedereipersonal oder wurden von ihm vermittelt. Ich hatte fast immer nur gute Erfahrungen mit den mitreisenden Gästen gemacht, mit vielen wurde ich befreundet und bin in Kontakt geblieben, mehr als ein halbes Jahrhundert. Das Mitfahren kostete ja auch nichts, die Passagiere durften sich nur an den Lebensmittelkosten beteiligen Ich machte jeweils bloss die Bedingung, dass ein weibliches Wesen mit dabei sein musste und sie dann für die Küche verantwortlich war. Ich hätte das zu übernehmen weder Zeit noch Lust. Einmal hatte ich zwei Männer als Passagiere von der Rotterdamer Vertretung zugewiesen, die sofort erklärten, sie würden die Kocherei natürlich übernehmen, auch ohne weibliche Begleitung. Doch die Herren waren so ungeschickt, dass sie nur mit Mühe Wasser kochen konnten. Nett war es jeweils, wenn ich eine ganze Familie an Bord hatte, Die Kinder fanden es direkt toll, dass sie auf dem Boden schlafen mussten. Heute sind alle diese Kinder erwachsen, haben selber wieder Kinder und erinnern sich gerne, als sie mit mir mitfahren durften.Mit Mississippi waren die Ladungen nicht mehr so interessant, wie auf der Gamperdona. Wir fuhren in der Regel bloss grosse Partien Massengut, sehr oft Tonerde, der Grundstoff für Aluminium. Der wurde dann meistens in Chippis im Wallis verarbeitet. Wir hatten auch oft Erz geladen für die Hochöfen im Ruhrgebiet oder in Thionville auf der Mosel.Das Schieben von Schubleichtern ging erstaunlich gut. Der Fahrweg auf dem Rhein blieb ja derselbe und die Geschwindigkeit war doch eher mässig und überholt wurde selten.Eine Reise war besonders interessant und blieb mir gut in Erinnerung. Ich hatte in Rotterdam Erz geladen für Thionville. Der Basler Disponent sagte mir am Telfon, er hätte in Metz eine Partie Getreide für Basel, doch da käme ich nicht hin, auch wenn am ganzen Schiff alle beweglichen Teile entfernt würden. Ich müsse deshalb in Thionville vorerst nur zwei Laderäume löschen, dann nach Metz fahren, das Getreide in diese Räume laden und nachher wieder in Thionville das restliche Erz löschen. Das taten wir denn auch, und unterwegs hatte die Mannschaft Zeit, die nun leeren Räume zu reinigen. Später bekamen wir, wieder in Deutschland, noch eine zweite Partie Getreide. Die Mannschaft nahm die grosse Putzerei gerne auf sich, fuhren wir doch nun sicher in die Schweiz und nicht mehr leer in den Seehafen zu einer ungewissen, künftigen Bergladung.1982 wurde bekannt, dass die Reederei fünf neue und grosse GMS bauen würde. Meine Firma hatte erst kürzlich mit der Reederei Neptun fusioniert. Es gab also viele Anwärter auf die Neubauten. Drei Schiffe gingen an SR-Schiffsführer, zwei an Neptun Schiffsführer – Und ich bekam das letzte, die Maloja!

SEIT 2021 FÄHRT DAS SCHIFF UNTER DEM NAMEN GMS HEINRICH K

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